Der Blick auf das Dashboard des BFE zeigt, dass die Füllstände der Schweizer Stauseen aktuell nur noch bei 20% liegen. In der Grafik ist zudem ersichtlich, dass die Minimalwerte der letzten fünf Jahre unterschritten werden. Vergleichen wir den aktuellen Speicherfüllstand langfristig, zeigt sich, dass die aktuellen Werte zwar tief sind, jedoch mit Blick auf die letzten 50 Jahren nicht aussergewöhnlich waren. Im aktuellen Füllstand ist zudem eine Winterreserve von 250 GWh enthalten, die durch drei Auktionierungen der ElCom abgesichert wurde. Diese Reserve kann ab Mitte Februar des laufenden Jahres für die Sicherstellung der Versorgungssicherheit verwendet werden. Bis jetzt wurde diese Reserve nicht angetastet und mit den zunehmenden Temperaturen im Frühling wird die Wahrscheinlichkeit stetig kleiner. Spätestens Mitte Mai wird die Reserve ganz aufgelöst werden.
Auch ein Blick über die Landesgrenzen kann zur Erklärung beitragen, weshalb die Speicherseen im November und Dezember überdurchschnittlich geleert wurden. Die lang anhaltende Zeit mit wenig Photovoltaik- und Windproduktion führte dazu, dass u. a. Deutschland Strom aus den Nachbarstaaten benötigte. Durch die Lieferfähigkeit der Schweiz konnte auf eine zusätzliche Produktion aus Kohle- oder Gaskraftwerken verzichtet werden. Die CO2-freie Schweizer Wasserkraft hat damit auch einen Nutzen für das Klima gestiftet. Versorgungssicherheit muss europäisch gedacht werden. Sollte in der Schweiz in den nächsten Wochen ein grösseres Kraftwerk ausfallen, so ist auch davon auszugehen, dass auch wir von den Nachbarstaaten Strom importieren können.
Die Berichterstattung zeigt, wie wichtig die Speicherung des Rohstoffes Wassers für die Stromproduktion im Winter ist. Die Speicherwasserkraft ist unsere Versicherung und muss in den nächsten Jahren ausgebaut werden. Die angepeilten 15 Projekte des Runden Tisches Wasserkraft bieten aber nur ein Teil der zusätzlich benötigten Winterreserve. Wie eine jüngst vom Bundesrat veröffentlichter Bericht zeigte, ist das Potenzial der Wasserkraft noch wesentlich höher, insbesondere auch durch neu entstehende Gletscherseen.