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Winterhochwasser in der Schweiz
Im November und Dezember dieses Winters wurden in der Schweiz an mehreren Messstellen neue Maximalabflüsse aufgezeichnet. Doch die Schäden halten sich im Vergleich zum angrenzenden Ausland erfreulicherweise in Grenzen.
In den letzten Tagen und Wochen waren in Medienbeiträgen mehrfach verheerende Bilder von grossflächigen Überschwemmungen im Norden Frankreichs und in mehreren Bundesländern Deutschlands zu sehen. Auch in der Schweiz wurden Pegelstände aufgezeichnet, welche die bisherigen Spitzenabflüsse übertrafen. Am Beispiel des Abflusses in Murgenthal an der Aare beim Übergang vom Kanton Bern in den Kanton Aargau wird exemplarisch sichtbar, dass die verschiedenen Abflussspitzen im November und Dezember 2023 die Maximalwerte der bisherigen Aufzeichnungen überschritten haben.
Auch in der Schweiz waren die Niederschläge über gewisse Zeiträume intensiv und lang anhaltend, aber glücklicherweise mussten bis anhin keine grossen Schäden festgestellt werden. Ein wichtiger Trumpf, der diesbezüglich zum Tragen kommt, hat seinen Ursprung im Jahr 1867. Damals wurde der Grundstein zur Juragewässerkorrektion gelegt, die auch 150 Jahre später noch ihre Wirkung entfaltet. Durch die Drosselung des Abflusses im Wehr Port und des Aufstaus der Jurarandseen können grossflächige Überschwemmungen in den Unterliegerkantonen mehrheitlich verhindert werden. Dies führt aber gleichzeitig auch dazu, dass die Pegel der Jurarandseen in kürzester Zeit grosse Veränderungen erfahren. So erreichte der Pegel des Bielersees nach einem Anstieg um über einen Meter innerhalb von zwei Tagen die Gefahrenstufe 4.
Der Bielersee allein ist aber nicht entscheidend, um grössere Schäden zu verhindern. Der deutlich grössere Neuenburgersee, der mit dem Bielersee über den Zihlkanal verbunden ist, stellt das grosse Speichervolumen dar. Die Pegeländerungen erfolgen synchron, jedoch stets mit einer zeitlichen Verzögerung.
Entscheidend dabei ist die Durchflusskapazität des Zihlkanals. Wie die Aufzeichnungen veranschaulichen, wird der Abfluss mit positiven und negativen Werten dargestellt. Das Wasser fliesst im Hochwasserfall somit rückwärts. Bei genauer Betrachtung der Grafik, kann man sogar feststellen, dass der maximal aufgezeichnete Durchfluss in Aufwärtsrichtung zustande kam.
Beim Rückgang der Pegel zeigen sich allerdings grosse Unterschiede zwischen den beiden Seen. Während der Bielersee nach dem Maximalwert vom 14. Dezember 2023 bereits 12 Tage später wieder konstant auf dem ursprünglichen Wert liegt, befindet sich der Pegel des Neuenburgersees noch über mehrere Tage auf dem Absenkpfad.
Die Verhinderung von Schäden ist aber nicht nur den Aufstaumöglichkeiten der grossen Seen zu verdanken, sondern auch den jahrelangen Bemühungen der Wasserbauverantwortlichen, die Hochwassersicherheit mit verschiedensten Massnahmen zu verbessern.
Der nächste schweizweite Fachaustausch unter Experten findet am 1. Februar 2024 an der alljährlich KOHS-Tagung in Olten statt. Die Veranstaltung steht unter dem Thema «Oberflächenabfluss – Herausforderung für den Wasserbau und die Siedlungsentwässerung». Melden sie sich bis spätestens am 24. Januar 2024 an, es hat noch freie Plätze.