Mit der Einreichung der Beschwerde gegen das Trift-Projekt beim Berner Verwaltungsgericht hat der Umweltverband Aqua Viva und der Grimselverein kurz vor Jahresende für viel Unverständnis gesorgt. Im Juni 2023 hat der Grosse Rat des Kantons Bern der Anpassung und Ergänzung der Trift-Konzession mit 139 zu 3 Stimmen zugestimmt. Im vorangegangenen, fünfjährigen Begleitprozess waren zahlreiche Akteure involviert und grosse Umwelt- und Naturschutzverbände wie Pro Natura, WWF, die Stiftung Landschaftsschutz und der kantonale Fischereiverband haben sich hinter das Projekt gestellt. Nicht so Aqua Viva und der Grimselverein, die sich dem Begleitprozess entzogen haben. Diese Haltung ist auch für Regierungsrat Christoph Ammann (SP) unverständlich: «Ein so deutlicher Entscheid des Parlaments über alle Parteigrenzen hinweg spiegelt auch den klaren Willen der Bevölkerung: Der Kanton Bern will dieses Projekt».
Trift als Teil des Runden Tischs Wasserkraft
Das Trift-Projekt ist Teil der 15 priorisierten Ausbauprojekte, die am Runden Tisch Wasserkraft im Jahr 2021 ausgewählt wurden. Es gehört damit zu den Ausbauvorhaben, die energetisch am meistversprechenden sind und gleichzeitig mit möglichst geringen Auswirkungen auf die Biodiversität und Landschaft umgesetzt werden können (vgl. UVEK 2021). Mit dem Ausbau der Trift sollen jährlich 215 GWh zusätzlicher Winterstrom produziert werden, was dem drittgrössten Speicherpotenzial aller Projekte des runden Tisches entspricht. Das Trift-Projekt allein deckt 10% der vom Bundesrat bis 2040 anvisierten 2 TWh an zusätzlichem Winterspeicher aus Wasserkraft ab und ist damit enorm wichtig. Aufgrund der Beschwerde rechnet die KWO nun mit einer Verzögerung von bis zu vier Jahren.
Gesetzliche Ersatzmassnahmen werden übertroffen
Dabei ist die Liste an Gründen, die für das Projekt sprechen, sehr lang. Laut der KWO eignet sich das Gelände rein topographisch sehr gut für einen Speichersee. Es handelt sich zudem um ein Tal, das bereits vom Menschen berührt ist. So ist das Gebiet mit zwei SAC-Hütten und einer Hängeseilbrücke zum Beispiel eine beliebte Wander- und Ausflugsregion. Der Speichersee dient zudem als Versicherung gegen mögliche Strommangellagen und Netzinstabilitäten (vgl. KWO 2023). Weiter übertreffen die vorgesehenen ökologischen Ersatz- und Ausgleichsmassnahmen die gesetzlichen Vorgaben um ca. 15%.
Gefährdung der Versorgungssicherheit
Für die Kleinstorganisationen scheinen alle diese Gründe irrelevant zu sein. Anstatt sich am demokratischen Prozess zu beteiligen und berechtigte Anliegen aktiv einzubringen, haben sie sich der Diskussion verweigert. Um Insektenarten im natürlichen entstandenen und nicht inventarisierten Gletschervorfeld zu schützen, setzten Aqua Viva und der Grimselverein die Versorgungssicherheit der Schweiz aufs Spiel, indem sie eines der wichtigsten Projekte zum Zubau der Speicherwasserkraft verzögern und politische Entscheide missachten. Diese sture Verweigerungshaltung ist aus Sicht des SWV nicht nachvollziehbar. Um die grossen Herausforderungen in Bezug auf den Ausbau der Erneuerbaren in den kommenden Jahrzehnten zu meistern, gilt es konstruktiv zusammenzuarbeiten.