Projekt Fischabstieg

Flusskraftwerke können Wanderhindernisse für Fische darstellen. Aus diesem Grund werden seit Jahrzehnten Anstrengungen unternommen, um Wasserkraftwerke für Fische in beide Richtungen passierbar zu machen. Während für den Fischaufstieg mittels Fischtreppen, Fischliften oder Umgehungsgewässern ein guter Stand der Technik existiert, bleibt der schonende Fischabstieg - insbesondere bei grossen Flusskraftwerken - bis heute eine Herausforderung.

Projekt II: Pilotstudie an zwei Standorten (2016–2024)

Ausgangslage

Nach Abschluss des von 2011 bis 2015 durchgeführten Forschungsprojekts (siehe Projekt I) hat der Verband Aare-Rheinwerke (VAR) zusammen mit dem BAFU und betroffenen Kantonen ein Folgeprojekt lanciert. Die Zielsetzung bestand in der Prüfung der Machbarkeit von Leitrechen-Bypass-Systemen an konkreten Fallbeispielen sowie in der Untersuchung des Fischverhaltens, weiterer Abwanderkorridore und Verletzungsraten. Folgende Fragen standen im Vordergrund:

  1. Sind Leitrechen-Bypass-Systeme an grossen Flusskraftwerken technisch umsetzbar und wenn ja, zu welchen Kosten?
  2. Gibt es kosteneffizientere Alternativen für den schonenden Abstieg und wenn ja, welche?

An zwei repräsentativen Kraftwerken wurde je ein technisches Vorprojekt für den Einsatz eines Leitrechen-Bypass-Systems erarbeitet, welches Klarheit über die Machbarkeit und die erwarteten Kosten gebracht hat. Zusätzlich wurden verhaltensbiologische Untersuchungen mittels Radiotelemetrie und akustischer Telemetrie durchgeführt, um weitere Erkenntnisse bezüglich des Fischverhaltens zu sammeln, die für die Weiterentwicklung von alternativen Fischabstiegsmassnahmen relevant sind.

Synthesebericht

Im April 2024 wurde ein Synthesebericht veröffentlicht, der die Resultate aus den Pilotversuchen zusammenfasst. Mit technischen Vorprojekten konnte gezeigt werden, dass Leitrechen-Bypass-Systeme mit Bar Racks bei beiden Kraftwerken technisch machbar sind. Die Gesamtkosten inkl. den betrieblichen Folgekosten über 40 Jahren liegen im hohen zwei- bis dreistelligen Millionenbereich und sind deshalb kaum verhältnismässig. Zudem bleiben einige Fragen bezüglich des Betriebs und der biologischen Leitwirkung offen.

Die zwei durchgeführten Telemetriestudien haben u.a. gezeigt, dass absteigende Fische die Kraftwerke als Hindernis wahrnehmen, nach Abstiegskorridoren suchen und anschliessend grösstenteils entweder im Oberwasser verbleiben oder über die Turbinen absteigen. Im Rahmen des Projekts wurden auch alternative Fischabstiegsmassnahmen bezüglich ihrer Eignung für die beiden Kraftwerke beschrieben. An den beiden untersuchten Standorten empfiehlt das Projektteam entweder die geplanten Leitrechen-Bypass-Systeme weiter zu verfolgen oder Alternativmassnahmen zu vertiefen. Somit gibt es zwar nach wie vor keinen Stand der Technik für den Fischabstieg bei grossen Flusskraftwerken, aber teilweise vielversprechende Ansätze, welche in Folgeprojekten untersucht werden können.

Ergänzungsstudie

Um die Erkenntnisse dieses Pilotprojekts auch auf andere grosse Schweizer Flusskraftwerke zu übertragen und Empfehlungen zum gesamtschweizerischen weiteren Vorgehen zu geben, hat das Bundesamts für Umwelt (BAFU) eine Ergänzungsstudie in Auftrag gegeben, die im Juli 2024 finalisiert wurde.

Das Projektteam der Ergänzungsstudie empfiehlt die vielversprechendsten Fischabstiegsmassnahmen in konkreten Pilotprojekten zu vertiefen bzw. bei gegebener Verhältnismässigkeit an ausgewählten Standorten umzusetzen. Sollten sich eine oder mehrere dieser Massnahmen bewähren, könnten diese zur Sanierung des Fischabstiegs weiterer Kraftwerke eingesetzt werden. Teil der Ergänzungsstudie sind auch Empfehlungen zur Durchführung umfassender Wirkungskontrollen nach Realisierung der Fischabstiegsmassnahmen und Empfehlungen zur Erarbeitung von Grundlagenarbeiten zur Beurteilung des Fischabstiegs im “Ist-Zustand”.

Downloads

Projekt

Wasserkraftwerk Bannwil

Kraftwerk Wildegg-Brugg

Projekt I: Forschungsprojekt (2011–2015)

Im Jahr 2011 haben die Betreiber der Wasserkraftwerke an Aare, Reuss, Limmat und Hochrhein über ihren Verband Aare-Rheinwerke (VAR) ein erstes Forschungsprojekt zur «Gewährleistung eines schonenden Fischabstiegs an grösseren mitteleuropäischen Flusskraftwerken» lanciert. Mit der Forschung beauftragt wurden die Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich und das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs (Eawag). Die Arbeiten, die Anfang 2015 mit der Dissertation «Leitrechen an Fischabstiegsanlagen – Hydraulik und fischbiologische Effizienz» abgeschlossen wurden, haben auf Stufe Labor interessante Erkenntnisse geliefert, namentlich zu mechanischen Verhaltensbarrieren, sog. Leitrechen oder Bar Racks mit Bypass. Gleichzeitig sind aber viele neue Fragen aufgetaucht: einerseits zur technischen Umsetzbarkeit bei grossen Flusskraftwerken und andererseits zum grossräumigen Wanderverhalten der Fische in unseren Gewässern.

Downloads

Videos

Info-Clip zum Projekt I (Dauer: 2 Min 59 Sek)

Dokumentation zum Projekt I (Dauer: 12 Min 18 Sek)

 

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